Lückenlose, schnittrand-kontrollierte Hautkrebschirurgie (mikrographische Chirurgie nach Mohs)
Einführung
Hautkrebs ist der häufigste Krebs beim Menschen und stark zunehmend. In den letzten drei Jahrzehnten (1990 – 2020) hat sich das Auftreten ungefähr verdreifacht, aber auch die Behandlungsmöglichkeiten haben sich relevant verbessert.
Wird Hautkrebs früh entdeckt und chirurgisch vollständig entfernt, ist in den allermeisten Fällen eine Heilung möglich. Hierbei will man den Tumor vollständig entfernen, aber gleichzeitig möglichst wenig gesundes Gewebe wegnehmen, um (vor allem an auffälligen Stellen wie im Gesicht) ein ästhetisch und funktional gutes Ergebnis zu erzielen. Insbesondere der sogenannte «weisse Hautkrebs» (Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom) entsteht in erster Linie auf sonnenexponierten Arealen und deshalb häufig im Gesicht, auf dem Skalp und an den Ohren.
Ein gutes Verfahren für eine möglichst zurückhaltende, aber dennoch komplette Entfernung von Hautkrebs ist die sogenannte «Mohs-Chirurgie». Diese ist nach ihrem Entwickler, dem amerikanischen Arzt Frederic Mohs (1910 – 2002), benannt und wird in den USA und auch an vielen Orten in Europa als Standardmethode der Hautkrebschirurgie angewendet.
Wieso Mohs-Chirurgie und wie funktioniert sie?
Beim «normalen» Herausschneiden von Tumoren besteht leider immer die Möglichkeit, dass von aussen nicht sichtbare, feinste Tumorausläufer nicht vollständig entfernt werden und der Tumor an der gleichen Stelle innert einiger Monate bis weniger Jahre wieder nachwächst. Meistens ist dann eine weitere, wesentlich grössere Operation nötig.
Bei der Mohs-Chirurgie wird die Gefahr minimiert, Tumoranteile zu belassen, indem der ganze Schnittrand des entfernten Gewebestücks lückenlos zu allen Seiten und zur Tiefe am Mikroskop untersucht wird. Diese Untersuchung dauert im Durchschnitt 30-60 Minuten und geschieht zwischen der Exzision (der Entfernung des Tumors) und dem Verschluss des Hautdefekts. Hierbei sieht der Operateur oder die Operateurin unter dem Mikroskop im Labor gleich neben dem Operationssaal ganz genau, an welchen Randstellen noch kleine Reste des Hautkrebs zurückgeblieben sind. An diesen Stellen, die man am Patienten ganz genau zurückverfolgen kann, muss gezielt noch etwas mehr Hautgewebe entfernt werden. Dies kann in mehreren Schritten, so oft wie nötig, immer eine Stunde später, geschehen, bis unter dem Mikroskop entlang der gesamten Grenze des ausgeschnittenen Defekts keine Tumorreste mehr sichtbar sind. Da die allermeisten Mohs-Eingriffe in örtlicher Betäubung durchführbar sind, kann der Patient oder die Patientin in der Zeit des Mikroskopierens den Eingriffsraum verlassen und eine Pause einlegen, bevor die Wunde zum Schluss verschlossen wird.
Die Videos (verdankenswerterweise von Mika Blackmore-Esslinger hergestellt) illustrieren mit graphischen Mitteln, wie die chirurgisch entfernten Tumore zusammen mit dem knapp bemessenen Sicherheitsabstand von gesunder Haut von unten angeschnitten, gefärbt und am Mikroskop begutachtet wird. Das erste Beispiel zeigt einen auf Anhieb komplett entfernten Tumor. Im zweiten Beispiel zeigt der seitliche Schnittrand und im dritten der tiefe Schnittrand Rest-Tumor. Folglich muss präzis an diesen Stellen nachgeschnitten werden.
Der Wundverschluss erfolgt je nach Grösse des Hautdefekts mit einer direkten Naht, mit einer Lappenplastik (gesunde Haut aus der direkten Umgebung wird auf den Defekt «verschoben» und eingenäht) oder mit einer Hauttransplantation (gesunde Haut wird an einer anderen Körperstelle entnommen und auf den Hautdefekt verpflanzt, wo sie einheilt).